Barock (Kunst)

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    Einleitung

    Barock (portugiesisch: barucca, "unregelmäßige Perle") ist ein im 19. Jh. geprägter Begriff für einen Kunststil zwischen Renaissance, Manierismus und Rokoko im Zeitraum von ca. 1600-1770. Der Stilbegriff des Barock umfasst auch Literatur und Musik. Ursprünglich auf Italien und dessen Einflussbereiche begrenzt, bezeichnet Barock heute eine Epoche unter Einschluss klassizistischer Stilelemente aus England (Palladianismus) und Frankreich ("style classique").


    Die Barockkunst nahm ihren Ursprung in Rom. Ab 1630 war ganz Italien erfasst, gegen Ende des Jh.s mit den neuen Schwerpunkten Neapel, Piemont und Venedig. Die palladianische Architektur in England und der Churriguerismus der spanischen Richtung wirkten bis nach Amerika. Gegen Ende des 17. Jh.s wurde die Barockkunst zum "Reichsstil" der Habsburger und entfaltete sich bis nach Osteuropa. Der Barock zeichnet sich aus durch Überschwang, theatralische Inszenierung, durch Pathos, Kontraste, Farbigkeit und dynamische Komposition. Architektur, Malerei und Bildhauerei stehen in enger, synthetischer Beziehung (Gesamtkunstwerk). Barock ist der Kunststil der Gegenreformation und manifestiert die Trennung von profaner und sakraler Kunst. Die Vorstellung des Todes durchdringt den in der Renaissance entdeckten weltlichen Glanz und begründet in Malerei und Architektur die Transparenz als Mittel der Allegorie. Im Barock verbindet sich so der Widerstand gegen den Manierismus und dessen kalkulierte Intellektualität mit der Verweltlichung religiöser Typen, Weltflucht mit Weltzugewandheit, theatralische mit festlichen Momenten, z.B. in der Architektur des Barock, die den Palastbau auf den Komplex der Festräume zentrierte und mit einer repräsentativen Fassade schmückte.

    Die Baukunst des Barock nimmt das malerische Moment als Ausgangspunkt der Architektur, in der klare, plastische Dimensionen durch die Bewegung der Formen ersetzt werden. Es entsteht ein dynamischer, transzendenter Raum mit illusionistischer Vieldeutigkeit. Man findet ovale, ellipsoide Formen mit konvex-konkaven Schwingungen und wellenartig über Eck stehenden Pfeilern. Stukkatur, Freskierung und Plastiken dienen dieser Synthese von rationalistischer Konstruktion und visionärer Fantasie. Diese Prinzipien finden sich auch in der Malerei.


    Architektur

    Die Barockarchitektur wurde in bestimmendem Maße durch Vignolas Il Gesù in Rom beeinflusst: Im Kirchenbau wurde die Kuppelbasilika zur typischen katholischen Gemeindekirche mit emporstrebenden Formen, Licht- und Schmuckfülle. Die erste Generation des Hochbarock in Rom sind G.L. Bernini und sein Gegenspieler F. Borromini. G. Guarini, B. Longhena und F. Juvarra verbreiten den Barockstil auch im nördlichen Italien und in Venedig.

    V.a. im Gefolge der Jesuiten kam der barocke Baustil über die Alpen. Als erster Barockbau nördlich der Alpen gilt der Salzburger Dom (1614-28). Für die weitere Verbreitung waren in der Folge die Aufträge der absolutistischen geistlichen und weltlichen Fürsten verantwortlich.

    Im Palastbau steht Versailles mit seinen Park und Stadt dominierenden Achsenstrahlen (Le Vau, J. Hardouin-Mansart) für den Höhepunkt französischer Barockarchitektur. In Frankreich war die barocke Architektur immer von klassizistischen Elementen geprägt und im Aufbau strenger als italienische Bauten.

    Die deutsche Profanarchitektur des Barock schuf den Dresdner Zwinger (1711ff. von D. Pöppelmann); eine besondere Bauaufgabe bildeten die Treppenhäuser großer Residenzen (J.L. Hildebrandt in Pommersfelden, B. Neumann in der Würzburger Residenz).

    Die monumentale Dresdner Frauenkirche (1726ff., G. Bähr) und die Wiener Karlskirche (1716-22, Fischer von Erlach) sind bedeutende Beispiele deutscher Barockarchitektur, deren Spätstil im süddeutschen Kircheninnenraum ihren Höhepunkt findet (Weltenburg, 1718ff., C.D. Asam; Vierzehnheiligen, 1754ff., B. Neumann; Rott am Inn, 1758ff., J.M. Fischer). Im Auftrag der geistlichen Fürsten entstanden repräsentative Stifts- und Klosteranlagen (Melk, 1702ff., von J. Prandtauer; Banz, 1698ff., von J. Dientzenhofer).

    Bildhauerei

    Mit der "Vision der hl. Therese" gestaltete Bernini 1645 die Barockskulptur als Schaubild. Diese Form wurde weiterentwickelt durch A. Schlüter am Berliner Schloss und in Süddeutschland von G. Petel, B. Permoser und P. Egell. Die Barockskulptur zeigt stürmischen Bewegungsdrang mit reichen Gewändern, psychologisch-präziser Ausführung und effektvoller Repräsentation.

    In Frankreich wirkten am französischen Königshof, geschult an Bernini, P. Puget, F. Girardon und A. Coysevox.

    Eine besondere Blütezeit erlebte die Schnitzkunst in Spanien (mystische Motive) und in Süddeutschland (lyrische Motive, I. Günther, um 1760). Im 18. Jh. wurde die barocke Kleinskulptur durch die Porzellankunst (insbesondere Bustelli) erweitert.

    Malerei

    Die Malerei des Barock wird von zwei gegensätzlichen Malern begründet: Caravaggios großformatige Gemälde zeichnen sich durch einen beinahe übermäßigen Naturalismus und eine raumbildende Hell-Dunkel-Konzeption aus. A. Carracci vertritt die klassisch-akademische Richtung mit klaren Farben und in klassisch-antiker Manier idealisierten Gestalten.

    In der italienischen Barockmalerei stehen Altarbild, Historie, Porträt, aber auch ideale Landschaftspanoramen und dekorative Freskomalerei im Vordergrund (A. Pozzo, Tiepolo); religiöse und mythologische Szenen werden dramatisch inszeniert.

    Mit G.B. Piazetta, Canaletto und Tiepolo erlebte Venedig einen Höhepunkt barocker Malerei.

    Die niederländische Barockmalerei wurde wesentlich von Rubens und Rembrandt bestimmt, dazu kommen F. Hals und A. van Dyck als Hauptvertreter der Porträtmalerei sowie A. Brouwer (Genremalerei), Vermeer und Ruisdael (Landschaften).

    Die spanischen Künstler sind großteils von Caravaggio beeinflusst: Murillo, Zurbarán und Velázquez.

    Die französischen Barockmaler sind stärker dem klassischen Ideal verpflichtet, zu den wichtigsten zählen G. de La Tour (Nachtstücke), Le Nain (Genremalerei), Poussin als Schöpfer der heroischen Landschaft und C. Lorrain (idyllische Landschaft).

    J. Reynolds gestaltet die englische Barockmalerei, vor allem als Bildnismaler.

    In Deutschland wird die Barockmalerei zunächst durch den Dreißigjährigen Krieg auf einige Ansätze (A. Elsheimer, J. Liß) begrenzt. Erst gegen Ende des 17. Jh.s entfaltet sich hier die spätbarocke Malerei v.a. in der Altar- und Deckenmalerei (M. Günther); der Malerei ebenbürtig wird die Stukkatur (Wessobrunner Schule).

    Auch in den osteuropäischen katholischen Ländern (Böhmen, Mähren, Polen, Kroatien, Slowenien, Ukraine) war die Barockkunst weit verbreitet; in Russland überwog das klassizistisch-barocke Element, v.a. seit dem 18. Jh. (Rastrelli).

    Kalenderblatt - 18. April

    1521 Martin Luther erscheint zum zweiten Mal vor dem Wormser Parteitag, verteidigt sich vor Kaiser und Reich und lehnt den Widerruf ab.
    1951 Frankreich, die Bundesrepublik Deutschland, Italien, die Niederlande, Belgien und Luxemburg schließen ihre Kohle- und Stahlindustrie in der Montanunion zusammen und verzichten auf ihre nationalen Souveränitätsrechte über diese Industriezweige.
    1968 Die tschechoslowakische Nationalversammlung wählt Josef Smrkovský zu ihrem neuen Präsidenten, der als einer der populärsten Politiker des "Prager Frühlings" die volle Rehabilitierung der Opfer der Stalinzeit und die Sicherung eines wirklich freien politischen Lebens zu seiner Aufgabe erklärt.