Annette Freiin von Droste-Hülshoff

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    deutsche Schriftstellerin; * 10. Januar 1797 auf Schloss Hülshoff bei Münster, † 24. Mai 1848 in Meersburg, Bodensee

    eigentlich: Anna Elisabeth Freiin Droste zu Hülshoff;

    Kurzbiografie

    Sie stammte aus altwestfälischem Adelsgeschlecht. Trotz ihrer Kränklichkeit in der Jugend erhielt sie eine reichhaltige Bildung. Später lernte sie August Wilhelm Schlegel, Adele Schopenhauer, Levin Schücking, Ludwig Uhland u.a. kennen. Sie begann um 1820 auf Anregung ihrer Großmutter mit Gedichten für den Zyklus "Das geistliche Jahr" (1820 abgebrochen, 1839 vollendet). Ab 1841 lebte sie meist am Bodensee, wo sie eine unglückliche, halb mütterliche Liebesbeziehung zu Schücking pflegte.

    Literarhistorische Einordnung

    Die Kriminalnovelle "Die Judenbuche" (1842, entstanden 1837-41) gilt als Vorläufer der literarischen Epoche des Realismus. Bekannt wurden außerdem Annette von Droste-Hülshoffs Balladen und Gedichte, etwa die Sammlung "Heidebilder", zu der auch die bekannte Ballade "Der Knabe im Moor" (1842) zählt. Weniger bekannt sind heute die Versepen der Dichterin ("Das Hospiz auf dem großen St. Bernhard", "Die Schlacht im Loener Bruch").

    Die Rechtfertigung dafür, das Werk von Annette von Droste-Hülshoff dem Realismus zuzuordnen, liegt in der sowohl in der "Judenbuche" als auch in vielen Gedichten angewendeten Perspektivierungstechnik, die eine zunehmende Infragestellung der damals überwiegend genutzten auktorialen Erzählweise (der Erzähler weiß alles über die Handlung und seine Figuren) bedeutet und eine größere Eigenleistung vom Leser verlangt. Dem Leser wird die "Wahrheit" nicht mehr unproblematisiert vorgeführt, vielmehr wird ihm gezeigt, dass die vorliegenden Informationen aus verschiedenen Quellen (verschiedenen Perspektiven) der beteiligten Figuren stammen; der Leser soll sich ein eigenes Bild durch eine eigene Bewertung der jeweiligen Zuverlässigkeit der Informationen machen.

    Die bis heute vertretene Auffassung, Annette von Droste-Hülshoff setze die in ihrem Werk immer wieder gestalteten Elemente des Gespenstischen und Schaurigen als tatsächlich vorhandene Wirklichkeit, wird bei Berücksichtigung der Perspektiventechnik fragwürdig. Das Gespenstische wird immer aus der Perspektive einer Figur geschildert, d.h.: nur die Figur glaubt an die Existenz des Unheimlichen. Dem Leser aber soll eine solche Ansicht als Aberglauben kenntlich werden, der den Menschen nicht gefährdet, weil die Welt der Gespenster als real gesetzt wird, sondern weil die abergläubische Furcht den Menschen zu unvernünftigen Reaktionen veranlasst.